Artworks
Transformation
Eis | 2023
Der grüne Rasen der Parkwiese wird von einer plötzlichen Störung unterbrochen und irritiert den Blick der Spazierenden. Ein quadratsches Stück Rasen wurde entfernt und durch einen großen Eisblock ersetzt, der aus dem Boden ragt. Die temporäre Skulptur verändert ihre Formen unter der Junisonne, bis sie am Ende des Tages verschwunden ist. Eine Veränderung, die im gleichen Zug auf die menschengemachte Klimakrise und die ökologische Transformation der Gesellschaft referiert. Zeitgleich werden Fragen nach Form und Material, nach Markt und Konsum von Kunstwerken aufgeworfen.
Die Skulptur stört das alltägliche Wahrnehmungsbild der Menschen und macht aufdringlich im öffentlichen Raum auf die unbequeme Problematik aufmerksam.
Irgendwo zwischen Minimalskulptur, Aktionskunst und Landart fungiert die Arbeit als dystopische Metapher einer Sanduhr, deren unaufhaltbares Ablaufen wir gezwungen sind, tatenlos zu betrachten.
Das Anthropozän I + II
Bienenwachs, MDF, Acrylglas, Stahl | 2023
Anthropozän II | Bienenwachs | 2023
Die Skulpturen 'Anthropozän I + II' erscheinen wie das Sinnbild einer Zeit, in der wir Menschen die Welt in der wir Leben auf unseren Nutzen optimiert haben. Wie ein steriler Schaukasten präsentiert das mit Bienenwachs gefüllte Objekt das natürliche Material und wirft Fragen nach der menschlichen Entfremdung von unserer (Um)Welt auf. Die Konstruktion erinnert an einen Schmelzkasten, der Bienenwaben verflüssigt und wiederverwendbar macht, sie transformiert und ihnen neue Eigenschaften verleiht; an die Nutzung erneuerbarer Wärmequellen; an Mechanismen und Instrumente aus Zeiten, in denen die Verarbeitung tierischer Erzeugnisse noch Bestandteil eines ausbalancierten Verhältnisses war. Schwarz durchtränkte Holzfaserplatten, Acrylglas und Stahlrohre jedoch durchbrechen dieses archaische Bild und konfrontieren uns mit der realen Aktualität.
Goldene Kugeln aus geschmolzenem und in Form gebrachtem Bienenwachs bringen die Fragen nach Wert und Wertschätzung in Resonanz und bilden einen kritischen Kommentar zum endlosen Verlangen nach endlichen Ressourcen.
Den Mund voller Kohlen
Marmorplatte, Eichentisch, verbranntes Kiefernholz | 2022
Auf einem rustikalen Wohnzimmertisch mit heller Marmorplatte präsentiert Kohlmetz einen Stoß drappierter Briketts, die altargleich zentriert gestapelt wurden. Was auf den ersten Blick lose Assoziationen zu bürgerlichem Spießertum und zur Energiewende auslöst, erhält durch die Provinienz ungeahnte Tiefe. Während der Tisch seinen Ursprung in einem aufgelösten Haushalt eines Geisterdorfes des rheinischen Braunkohlerevier hat, sind die Briketts keine Kohle, sondern wurden per Hand aus Holz geschnitzt, das aus den Waldbrandgebieten des Osten Deutschlands stammt. Dem Künstler gelingt es so, eine Klammer zu machen, die die komplexe Wechselwirkung von Ursache und Auswirkung im Geflecht global verknüpfter Verantwortungen erfahrbar macht.
Die letzte Dekade I + II
Holz, Sand, Lehm | 2022
Baumwolle | 2022
Das Zelt aus ungebleichter Baumwolle hängt an acht Seilen gespannt im Raum. Der leichte, teils durchsichtige Stoff birgt auf Spannung gebracht eine inhärente Ambivalenz. Die primitive Bedachung, die rudimentären Schutz bietet, findet ihr wahres Vorbild in der biologischen Forschung. Malaise-Fallen dienen der Wissenschaft zur Zählung und statistischen Erhebung von Daten über Fluginsekten. Mit Hilfe dieser Fallen konnte die Krefelder Studie den massiven Rückgang der Insekten belegen. Als Pendant zu 'Die letzte Dekade II' ruhen fünf große Holzkästen auf dem Boden, die mit Sand und Lehm gefüllt wurden. Das Material erzählt von Baustoffen vor Beton und Stahl. Baustoffe, die wie alles Lebende nicht ewig hält und in seinem Vergehen gleichsam Lebensraum für andere Wesen schafft.
Kleinsttiere graben sich den Sand, legen dort ihre Brut ab oder harren der Kälte. Diese Skulptur ist ein rar gewordenes Habitat für eben diese Insekten, die dezimiert werden. Forschende sehen in dem Rückgang der Biodiversität einen Vorboten zum sechsten großen Massensterben dieses Planeten, das nicht nur Umwelt und Nahrungsmittel, sondern letztlich auch unsere eigene Existenz bedrohen wird. Dieser Vorgang ist auf viele Prozesse zurückzuführen, die alle samt durch die Menschen ausgelöst wurden: Monokulturen, Pestizide, Klimawandel, Biotopzerstörungen. Das Biosystem steht unter Spannung und droht aus der feinen Balance zu geraten.
Level
Holz | ab 2021
diverse Standorte im öffentlichen Raum
Die Kulturlandschaft des 21. Jahrhunderts ist geprägt von endlosen Weiten unzählbarer Monokulturen. Ein Symstem, das einen Preis für die enorme Effizienz fordert: Insekten finden keine Futterpflanzen und Lebensräume, Pestizide beugen spezialisierten Fraßfeinden vor und die Menge wie die Vielfalt der Bestäuber nimmt täglich ab. Die Arbeit 'Level' erzählt von einer anderen Methode; von Pflanzen, die heterogen, aber symbiotisch existieren. Die ineinander verschachtelten unterschiedlichen Vielecke verweisen auf die komplexe Vielfalt natürlicher Entstehungsprozesse, auf ein gesundes und harmonisches System des Anbaus, welches eine Alternative zur aktuellen landwirtschaftlichen Ausbeutung sein kann.
Common Seeds
(in the amount of X)
Soziale Plastik | ab 2021
Das Saatgut ist nicht nur Symbol für Neuentstehung und Zirkularität, sondern begründet außerdem unser zivilisatorisches Prestige. Heute befinden sich die Ursprünge unserer Ernährung in kapitalistischem Griff und wurden in ihrer Vielfalt auf ein Minimum dezimiert. Die Entfremdung von unseren Lebensmittel zeichnet ein Bild, stellvertretend für die Verwerfung zwischen uns Menschen und der (Um)Welt. Der Skulptur liegt ein verändertes Material zu Grunde. Das Material dieser sozialen Plastik sind die Menschen selbst, die Veränderung gleicht der gesellschaftlichen Transformation.
"Common Seeds (in the amount of X)" ist ein Anstoß, eine Plattform, die den Menschen die Möglichkeit bietet Saatgut und Gedankengut auszutauschen - und somit eine Selbstbefähigung zu etablieren. In Papiertüten, die in Archivkästen aus den 70er Jahren gelagert werden, finden die Besuchenden hunderte verschiedene Samensorten, frei zur Mitnahme - und zum Tausch. Ein Kunstwerk, das die Autorenschaft hinterfragt und an dem die Besuchenden nicht nur Partizipierende, sondern Teil des Werks selbst sind.